Stellt euch vor, ein Event würde die Schauspieler aus „Game of Thrones“, „The Walking Dead“, „The Big Bang Theory“, „Preacher“, „Stranger Things“ und vielem mehr vereinigen. Und tatsächlich umfasst die vorgenannte Auswahl nur einige der zahlreichen Highlights auf der Comic Con in San Diego. Ausmaße, von denen wir in Deutschland nur träumen können?

Blickt man der Realität ins Auge, umfasst die weltgrößte Comic-Messe eine Fläche von mehr als 42.000 m² mit einer Besucherzahl von 167.000 (Stand: 2016). Demgegenüber wirken 30.000 m² Ausstellungsfläche bei 50.000 Anwesenden der Comic Con Germany in Stuttgart bei reiner Betrachtung von Zahlen sicherlich ausbaufähig. Wir müssen uns aber vor Augen halten, dass wir Goliath (47 Jahre Messeerfahrung) und David (zwei Jahre Messeerfahrung) vergleichen. Als wichtigen Bestandteil einer Messe möchte ich daher den „Genussfaktor“ einführen, der sich aus zwei wichtigen Parametern – Gedränge und mittlere Wartezeit bei Künstlern – zusammensetzen wird. Der Genussfaktor soll hierbei kein adäquates Äquivalent zu Bewertungssystemen wie den Michelin-Sternen oder Parker-Punkten darstellen, sondern die subjektive Wahrnehmung wiedergeben.

Messe Fläche Besucher Gedränge Wartezeit
Comic Con Germany 30.000 m² 50.000 1,67 Personen/m² 15 min
San Diego Comic-Con 42.000 m² 167.000 3,98 Personen/m² kein Vergleichswert
Manga-Comic-Con Leipzig 20.500 m² 105.000 5,12 Personsn/m² 30 min

 

Rein äußerlich unterscheidet sich die Comic Con Germany kaum von anderen Messen ihrer Art. Eine große Anzahl an Verlagen befindet sich wie gewohnt Tür an Tür mit Merchandise und Self-Publishing-Ständen. Als Höhepunkte der Messe stehen verschiedene Schauspieler bekannter Produktionen zur Verfügung und lenken somit bewusst den Fokus der Messe in Richtung von Filmen und deren Requisiten. So kommen vor allem Premieren auf der Comic Con Germany nicht zu kurz, indem beispielsweise zwei Wochen vor offizieller Herausgabe „Logan Noir“ vorgeführt wurde. Mit „Logan“ beschließt James Mangold das Kapitel von „Wolverine“ und zeigt, dass Alterung und Gebrechlichkeit auch an einem Mutanten nicht spurlos vorbeigehen. Wenngleich „Noir“ im ersten Moment nichts anderes als eine Schwarz-Weiß-Umsetzung bedeutet, vermag eben dieser Effekt eine Konzentration auf die wesentlichen Elemente und Stärken des Filmes. So intensiviert „Noir“ nicht nur die bereits konsequent harte Erzählungsweise Mangolds, sondern auch die emotionalen Szene um die verbleibenden Mutanten auf Erden. Aber ein jeder Neugierige sollte nun aufpassen, nicht zu stark in die Melancholie und Verbitterung gesogen zu werden.

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In meinen jungen Jahren versuchte ich das ein oder andere Mal, meine Selbstheilungskräfte zu verbessern, um meinem Helden besser nachzueifern … was mitunter nicht von Erfolg gekrönt wurde. Woraufhin mein Superheldenberater mir ans Herz legte, die Karriereplanung in Richtung Architektur anzupassen. Architektonische Wunderwerke in Form von Lego prägten die Landschaftsbilder meines ländlichen Heims oder zumindest, wie ich diese Kreationen zur damaligen Zeit gesehen habe. Modellierte Helden aus all meinen Lebensabschnitten, detailgenaue Umsetzungen von Filmszenen und Portraits, die der Mona Lisa fast ebenbürtig sind, präsentierten sich nun auf der Comic Con Germany und stellten dabei nur eine kleine Auswahl an Kunstwerken dar. Der Begriff „Schöpfungslehre“ wurde für mich mit dieser Ausstellung neu definiert. Aber wie Alfred (Butler von Bruce Wayne) zu sagen pflegte: „Und warum fallen wir, Sir? Damit wir lernen können, uns wieder aufzurappeln.“ – Ich brauche wohl eine weitere Neuorientierung!

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Als regelmäßiger Messebesucher lernt man über die Jahre einige Persönlichkeiten kennen, wobei nur eine Handvoll regelmäßig in das eigene „Must See“-Programm übernommen wird. Einer dieser Vertreter ist Che Rigas Rossié, der sich einen Namen als Zeichner für die Comicadaption zu Markus Heitz‘ „Die Zwerge“ gemacht hat. Durch seine Bodenständigkeit und Community-Nähe verleiht er jedem Treffen ein besonderes Flair, als kenne man ihn irgendwie schon ewig. Ein besonderes Highlight sind vor allem seine persönlichen wie künstlerischen Widmungen, die mit einer unfassbaren Leichtigkeit fertiggestellt werden. Nebenher ermöglicht Che den Interessierten Einblicke in seinen Alltag und sein berufliches Leben. Sicherlich kann nicht jeder von euch Che live erleben und in diesem Zug wollen wir euch die Möglichkeit geben, uns eure Fragen an Che Rigas Rossié in den Kommentaren oder per Mail an phantasienreisen@gmx.de zu hinterlassen, die wir dann in einem separaten Interview aufgreifen werden! (Wir danken Che bereits im Voraus für diese Chance und freuen uns auf das Interview.)

Die Comic Con Germany steht rückblickend noch auf wackligen Beinen als Pendant zur San Diego Comic Con, wobei der Aufbau einer Messe nach amerikanischen Erfolgsrezept eine gute Idee sein kann. Dennoch stehe ich vor allem dem Konzept einer doppelten Gebühr für Eintritt und Autogramme/ Fotosessions skeptisch gegenüber. Vielleicht ermöglicht in Zukunft eine breitere Akzeptanz der Messe und höhere Besucherzahlen, den Mehrwert zu steigern, ohne an der Kostenschraube drehen zu müssen. Dieser Aspekt wird in meinen Augen einen erheblichen Einfluss auf das Stehen oder Fallen der Messe haben. Bisher ist das Alleinstellungsmerkmale „Film“ noch zu unterrepräsentiert, um einen ausschlaggebenden Einfluss nehmen zu können. Obwohl sich das Messeareal über zwei Hallen erstreckte, verbrachte ich nur ca.  fünf Prozent meiner Zeit im Filmbereich. Der Grund ist hierbei recht einfach:  Der Anreiz war einfach nicht gegeben.

„Wo Schatten ist, da ist auch Licht.“ Einer der größten Vorteile der Comic Con Germany spiegelte sich in der Nähe zu den Firmensitzen einiger Verlage und resultierend in der Standgröße wider. Im Vergleich zu der Manga-Comic-Con in Leipzig konnte beispielsweise Panini, die zugleich Hauptpartner der Messe waren, ein enormes Repertoire auffahren. Und nicht zu vergessen das 20-jährige Jubiläum des Verlages, welches dem Kreislauf von Sammlern einiges abverlangt hat. Aber auch abseits des allgemeinen Messetrubels war es hilfreich, dass das Gedränge im Vergleich zu anderen Messen fast so entspannend war. Was zugleich ein Türöffner für lustige und entspannte Gespräche mit Künstlern wie Kai Hirdt und Marco Castiello war. Beide sind Mitwirkende am Perry Rhodan Comic 1 „Die Kartografen der Unendlichkeit“ und besitzen einen reichen Wissensschatz über den Weltraum und dessen Zusammenhänge.

Zusammenfassend ist die Comic Con Germany sicherlich noch nicht auf dem Stand anderer Vertreter ihrer Art. Dennoch sind die Richtung und der Standpunkt vielversprechend, um in den kommenden Jahren für Wachstum sorgen zu können. Ich bin zuversichtlich, dass in der Zukunft sowohl mit einem breiter aufgestellten Rahmenprogramm, als auch mit der wachsenden Teilnahme von Verlagen und Firmen die Akzeptanz durch Besucherzahlen widergespiegelt wird.

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