Im Job gibt es die leistungsorientierte Bezahlung – erreicht man die zum Jahresbeginn definierten Ziele, gibt es dafür eine Sonderzahlung. Würde dies auch in meinem Leserleben existieren, so stünde mir für 2016 die Hälfte dieser Entlohnung zu. Vielleicht sollte ich mir in Zukunft ja tatsächlich eine Belohnung versprechen, wenn ein Leseziel erreicht wird? Pro erreichtem Ziel dürfte ich mir dann ein neues Buch gönnen. Das wäre sicher eine gute Motivation, Vorsätze stärker in die Tat umzusetzen. Die Alternative:  Gar nicht erst bestimmte Dinge für das Lesejahr vornehmen.

Dabei kann ich grundsätzlich recht zufrieden mit meinen umgesetzten Lesevorhaben sein – zumindest mit denen, die sich auf mein Leseverhalten beziehen. Das liegt vorrangig daran, dass sich diese auch in kleineren Schritten und zudem sehr flexibel umsetzen lassen. Für 2016 hatte ich mir beispielsweise vorgenommen, mehr Klassiker zu lesen – da es hier eine immense Bandbreite gibt, fiel die Umsetzung dieses Vorhabens leicht. Geht es allerdings um gezielt ausgewählte Buchtitel, fehlt diese Flexibilität und so fällt mein Jahresergebnis in diesem Bereich eher durchwachsen aus: Von sechs ausgewählten Titeln habe ich lediglich die Hälfte gelesen. Das zeigt wieder einmal, wie stark meine Buchauswahl von meiner aktuellen Stimmung abhängt: Ein Buch kann mich noch so neugierig machen – steht mir der Sinn gerade nach einem ganz anderen Genre, muss die Lektüre des ursprünglich vorgenommenen Buches einfach warten. Dann muss ich zwar mit einem schlechten Lesegewissen leben, aber das ist für mich immer noch die bessere Alternative, als ein Buch zu lesen, nach welchem mir gerade nicht der Sinn steht – und das Buch deshalb womöglich nicht genießen zu können.

Im Folgenden findet ihr einen detaillierten Überblick über meine Vorsätze für 2016 und inwieweit diese erreicht wurden.

Inspiriert von Mareike und peinlich berührt angesichts meines SUBs nahm ich mir  vor, im ersten Quartal – genauer gesagt: bis zur Leipziger Buchmesse – keine Bücher mehr zu kaufen. Das hat überraschend gut funktioniert und fiel mir erstaunlicherweise leicht. Ich habe in dieser Zeit damit begonnen, Bücher bewusster auf die Wunschliste zu setzen und die Liste häufiger dahingehend zu prüfen, welche der aufgeführten Titel mich tatsächlich noch interessieren. Als weiterer langfristiger Effekt stellte sich ein, dass ich vorwiegend Bücher kaufe, die schon mehrere Monate oder gar Jahre auf der Wunschliste standen – oder von meinen Lieblingsautoren stammen. Spontankäufe just entdeckter Bücher sind äußerst selten geworden. Selbst in London ging ich fast nur mit Büchern an die Kassen, die schon vor der Reise auf meiner Einkaufsliste standen.

Für 2017 habe ich mir erneut vorgenommen, bis zur Leipziger Buchmesse keine Bücher zu kaufen und ich kann jedem Vielleser (bzw. Vielkäufer) nur empfehlen, selbst einmal bewusst auf Buchkäufe zu verzichten.

Ich habe mich immer schwer damit getan, Bücher abzubrechen, die mir nicht gefallen oder zu denen ich einfach keinen Zugang finde. Angesichts des SUBs und all der tollen Geschichten, die darauf warten, gelesen zu werden, wollte ich mir endlich angewöhnen, meine Zeit nicht mehr mit enttäuschenden Büchern zu verbringen. Einmal vorgenommen und bewusst als Ziel gesetzt, konnte ich mir das Abbrechen von Büchern tatsächlich angewöhnen.  Eine große Hilfe dabei war die Onleihe: Bei Büchern, die ich nicht gekauft hatte, fiel es mir leichter, diese guten Gewissens abzubrechen. So konnte ich mich langsam daran gewöhnen, Bücher unbeendet zu lassen. Insgesamt habe ich in 2016 10 Bücher abgebrochen, darunter unter anderem „Chuzpe“ von Lily Brett, der erste Band von James Dashners „Maze Runner“-Reihe und „Eine dunkle & grimmige Geschichte“ von Adam Gidwitz.

In den vergangenen Jahren habe ich zunehmend die Klassiker für mich entdeckt. In 2016 wollte ich mich daher noch stärker den Klassikern der Weltliteratur widmen und dabei auch Autoren kennenlernen, von denen ich bislang noch nie etwas gelesen hatte. Mit diesem Vorhaben und vor allem der Neugierde auf Werke, die sich über Jahrzehnte oder Jahrhunderte bewährt hatten, griff ich in 2016 erneut zu Lew Tolstoi, Lewis Carroll, Harper Lee, Friedrich Schiller, Otfried Peußler und George Orwell, aber auch zu Émile Zolas Ehebruch-Roman „Thérèse Raquin“, Shirley Jacksons grandiosem „We Have Always Lived in the Castle“, Harold Pinters Theaterstück „No Man’s Land“, diversen Novellen von Guy de Maupassant sowie Siegfried Lenz‘ Kurzgeschichtensammlung „So zärtlich war Suleyken“ (ein famoses Leseerlebnis, das ich Tanja vom Lese-Leuchtturm zu verdanken habe).

Als konkrete Titel nahm ich mir Anfang des Jahres folgende Werke vor:

  • Herman Melville: „Moby Dick“
  • Harper Lee: „Gehe hin, stelle einen Wächter“
  • George Orwell: „1984“
  • Stephen ‚Sugar‘ Segerman & Craig Bartholomew Strydom „Sugar Man“
  • Kekla Magoon „How It Went Down“
  • Snyder, Azzarelo, Jock & Loughridge „Batman (2011-) #44“

„Gehe hin, stelle einen Wächter“ und „1984“ habe ich zusammen mit der wundervollen Miss Booleana im Rahmen gemeinsamer Projekte gelesen, was wieder einmal spannende und intensive Erlebnisse waren.

Nach den rassistisch motivierten Morden in Falcon Heights, Baton Rouge und Dallas war der Zeitpunkt gekommen, mich in Kekla Magoons „How It Went Down“ zu vertiefen – eine sehr aufwühlende Lektüre und für mich das Highlight meines Lesejahres 2016. Im Anschluss wollte ich mich ursprünglich auch dem Batman-Comic widmen, der die rassistisch motivierte Polizeigewalt aufgreift, allerdings brauchte ich dann doch zunächst etwas Abstand von dieser Thematik. Letztlich geriet der Comic im weiteren Jahresverlauf aber leider aus meinem Fokus, sodass er – genau wie „Moby Dick“ und „Sugar Man“ – ungelesen blieb.

Wie war euer Lesejahr 2016? Konntet ihr eure Vorhaben umsetzen?