Vor genau einer Woche saß ich um diese Uhrzeit (15 Uhr) vor meinem Koffer und diversen Beuteln – allesamt prall gefüllt mit Mitbringseln von der Leipziger Buchmesse und der Manga-Comic-Con; Bücher, Leseproben, Lesezeichen, Karten und andere Goodies galt es, in Ruhe zu entdecken. Und im Hinterkopf schwirrten all die Impressionen der beiden Messen …

Von Donnerstag bis Samstag flitzten, schlurften und kämpften sich (je nach Besucheraufkommen) der Liebste und ich durch die Hallen des Leipziger Messegeländes. Hochmotiviert und voller hibbeliger Vorfreude hatte ich mir im Vorfeld einen dichten Terminplan zusammengelegt. Wahrgenommen habe ich davon letztlich nur einen Bruchteil –  nicht, weil mein gesetztes Programm nicht zu schaffen gewesen wäre, nein, einzig und allein weil ich spontan vor Ort beschloss, meine Planung über den Haufen zu werfen und einfach mit offenen Augen und Ohren durch die Hallen zu streifen. Seit ich vor sechs Jahren mit dem Bloggen anfing, bin ich nicht mehr als gewöhnlicher Besucher über die Leipziger Buchmesse gegangen. Stattdessen versuchte ich immer, so viele Veranstaltungen wie möglich wahrzunehmen und hetzte von einem Termin zum nächsten. Versteht mich nicht falsch: Ich liebe das bunte Programm der Leipziger Buchmesse und die Veranstaltungen habe ich jedes Jahr genossen, aber wenn ein Termin den nächsten jagt, läuft man doch auch mit kleinen Scheuklappen über das Messegelände und das ein oder andere Detail entgeht einem leicht. Als ich nun diesen Messe-Donnerstag vor Ort war, strich ich jedoch erste Events, um mich einerseits ohne Zeitdruck mit Sindy von booksandmore81 treffen zu können und um andererseits spontan an der Schnipseljagd unabhängiger (Kinderbuch-)Verlage teilzunehmen. Veranstaltet wurde die Schnipseljagd von meinem Herzensverlag Jacoby & Stuart, dem ALADIN Verlag, Baobab Books, Magellan, Mixtvision, NordSüd und dem Tulipan Verlag. Die sieben Verlage hatten an ihren Ständen kleine Suchrätsel organisiert, für die man z.B. ihr Messeprogramm oder einzelne Bücher durchsuchen musste. An jedem Stand ließ sich so ein Buchstabe für das Lösungswort finden und man hatte die Chance auf eines von fünf Buchpaketen. Letzteres ist in meinen Augen aber lediglich ein schöner Nebeneffekt, denn die wahre Leserfreude war die Schnipseljagd an sich: Beim Rätseln entdeckte man nicht nur die Verlage, von denen ich einige bisher tatsächlich kaum auf meinem Leserradar wahrgenommen hatte, sondern auch ihre bezaubernden Bücher. Ein Buch nach dem anderen landete auf meiner Wunschliste! Insgesamt also eine Win-Win-Aktion für Leser und Verlage. Ich hoffe daher sehr, dass es auch 2017 eine Schnipseljagd geben wird und kann jedem – sowohl den „alten Messehasen“ unter euch als auch jenen, die erstmals dort sein werden – nur von Herzen dazu raten, ebenfalls mitzumachen. Glaubt mir, ihr werdet euch verlieben in diese wundervollen kleinen Verlage und ihre einmaligen Bücher!

Die Schnipseljagd, die mich durch die Hallen 2 und 4 führte, machte mir aber auch deutlich, wie leicht man etwas auf der Messe verpassen kann und war letztlich ausschlaggebend dafür, dass ich meine Messeplanung weitgehend ignorierte. Abgesehen davon hatte ich gleich am Donnerstagmorgen eine Präsentation über Joe Saccos Graphic Novel „Sarajevo“ besucht, die von der Universität Leipzig veranstaltet wurde, aber sehr enttäuschend verlief: Die Präsentation glich einem Vortrag in Bildanalyse eines Erstsemesterstudenten – sie wirkte trocken, oberflächlich und dem Präsentierenden fehlten sowohl Leidenschaft für das Thema als auch entsprechendes Hintergrundwissen (auf die einzige Publikumsfrage antwortete er, dass er diese nicht beantworten könne, da „Sarajevo“ sein erster und bisher einziger Graphic Novel-Kontakt war). Nach diesem ernüchternden Start in die Messe hatte ich keine Lust auf weitere enttäuschende Veranstaltungen, was es mir leicht machte, meine ursprüngliche Planung nicht einzuhalten. Und welch gute Entscheidung das war! Ich bzw. wir entdeckten so vieles, das uns ansonsten entgangen wäre: spontane Signierstunden, Verlage, die wir noch nicht kannten, neue Herzensbücher und so manch anderes, das Bibliophile wie uns in Begeisterungsstürme versetzt. Da gab es zum Beispiel den Wildholzmöbel-Stand von Stephan Neumann aus Saalfeld mit wunderbar buchigen Möbelstücken und Dekoartikeln oder den Stand des Leipziger Kinderbuchverlags Leiv, der mir durch seinen großen Plüsch-Maulwurf und einem ganzen Regal voll Maulwurfbücher auffiel. Während ich noch in Kindheitserinnungen schwelgte, fand mein Liebster schon das nächste Herzensbuch für mich: das Bilderbuch „Der Waldlauf“ von Autor Frank Sandmann und Illustrator Daniel Bauer. Daniel Bauer war just in diesem Moment vor Ort für eine Signierstunde und nachdem wir ihm dabei kurz über die Schulter schauten, durch das Buch blätterten und uns in die beiden Füchse verliebten, wurde das Buch ohne auch nur das kürzeste Zögern gekauft (und natürlich signiert).

Neben so wunderbaren Zufallsentdeckungen standen die diesjährige Leipziger Buchmesse und die Manga-Comic-Con für mich ganz im Zeichen von Buchmenschen-Begegnungen und Comics. So habe ich mein diesjähriges Messebudget von 100 € ausschließlich für Graphic Novels bzw. Comics ausgegeben (von „Der Waldlauf“ abgesehen) und mich häufiger als 2015 in der MCC-Halle aufgehalten, u.a. am Messe-Freitag für mehrere Stunden beim Live-Q&A und Community-Treffen von Ninotaku TV (für alle, die in der J-Culture-Szene absolut nicht zu Hause sind: Ninotaku TV ist ein YouTube-Channel rund um Anime, Manga und Games). Letzteres hatte ich passenderweise mit einem Wiedersehen mit Steffi von Miss Booleana verbunden. Da wir zwei uns so gut verstehen und – zumindest meinem Empfinden nach ;) – quatschen können, als würden wir uns öfter als nur einmal im Jahr sehen, haben wir uns am Samstag auch gleich noch ein zweites Mal getroffen. Momente wie diese machen mir die Messe und das Bloggen jedes Mal aufs Neue zu etwas Wunderbarem, das ich nicht mehr missen möchte. Als ich vor sechs Jahren mit dem Bloggen anfing, hätte ich jedenfalls nie gedacht, dass aus Online-Kontakten so schöne Offline-Begegnungen werden könnten!

Neben dem Wiedersehen mit Steffi und Sindy hatte ich dieses Jahr auch erstmals Gelegenheit, Vanessa von Packing books from boxes … persönlich kennenzulernen (Danke für deine Zeit!) und hatte einen tollen Plausch mit Magdalena Theisen, seit Januar Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Jacoby & Stuart. Frau Theisen hat sich sehr darüber gefreut, einmal die Gesichter hinter Facebook-Likes und Co. kennenzulernen und mich mit News zu den nächsten deutschen Ausgaben von Benjamin Lacombes Büchern versorgt, womit mein Fangirl-Herz natürlich wieder mit purer Euphorie reagierte. An dieser Stelle nur so viel: Im Herbstprogramm wird euch garantiert ein sehr imposanter Titel erwarten!

Andere erhoffte Begegnungen kamen leider nicht zustande. Geplant waren Treffen mit Petra von Seitenweise und Mareike von Seitengeraschel, die aber an Zeitgründen und vor allem an den viel zu überlasteten Netzen scheiterten. Liebe Petra, liebe Mareike – wir holen es auf jeden Fall nach! Die nächste LBM steht schließlich schon in den Startlöchern. (An dieser Stelle möchte ich dennoch ein Lob für die Leipziger Buchmesse aussprechen: Zwar lief das Blogger-WLAN noch immer nicht reibungslos – manche Blogger kamen überhaupt nicht ins Netz – doch war es deutlich besser als im Vorjahr. Sowohl am Donnerstag als auch am Freitag lief das WLAN bei mir tadellos und zwar in allen Hallen. Lediglich am stets zu vollen Messe-Samstag ging gar nichts.)

Ein zufälliges Wiedersehen gab es dafür am Messe-Samstag mit Anja von Zwiebelchens Plauderecke beim Read & Greet von Vorablesen. Das Read & Greet, das auf der gemütlichen Wiese des LovelyBooks-Standes stattfand, habe ich sehr genossen und von allen Blogger-/Lesertreffen, die ich im Laufe des vergangenen Jahres mitnahm, hat mir dieses (neben dem Chicken House-Geburtstag 2015) am besten gefallen. Hierhin kamen die Teilnehmer nämlich nicht, um Goodie-Bags abzustauben, sondern vor allem um der Lesung von Andreas Pflüger aus seinem Thriller „Endgültig“ zu lauschen und um miteinander zu plaudern. Dementsprechend war die Stimmung sehr entspannt und locker. Und die Lesung, die war sowieso klasse. Andreas Pflüger hatte sich für seine Lesung eine sehr actiongeladene Textstelle rausgesucht, die aber auch ein gutes Bild davon vermittelte, wie die Blindheit seiner Protagonistin die Arbeit und den Alltag beeinflusst. Im anschließenden Gespräch betonte der im Übrigen sehr sympathische und witzige Andreas Pflüger, dass seine Protagonistin nur über Fähigkeiten und Verhaltensweisen verfügt, die bei Blinden auch tatsächlich auftreten können, dass diese aber in ihrer Summe und Stärke natürlich schon außergewöhnlich sind. Dies ist übrigens bewusst so geschrieben worden, denn:

 

… Als Leser wolle man schließlich nicht das lesen, was man bereits aus dem Alltag zur Genüge kennt, sondern etwas Besonderes, etwas, das man so selber nie erleben würde. Recht hat er!

Weise Worte äußerte am Messe-Samstag auch der niederländische Comiczeichner Erik Kriek im Gespräch über seine just im avant-verlag erschienene Graphic Novel „In the Pines“, in der er fünf von den amerikanischen Murder Ballads inspirierte Geschichten erzählt:

 

Was ebenfalls schnell langweilig wird (zumindest wenn man Untersuchungen glaubt): zu lange Texte im Netz. Darum lasse ich jetzt lieber die Bilder von der LBM16 sprechen …