Mid-Year-Readathon

19.05 Uhr

Der erste Tag des Mid-Year-Readathons neigt sich ganz, ganz langsam dem Ende – und mit meinem bisherigen Lesefortschritt bin ich mehr als zufrieden – trotz eines halben Arbeitstages und zwischenzeitlicher Unterbrechung (der werte Wochenendeinkauf war zu faul, sich einmal um sich selbst zu kümmern … verwöhntes Balg).

SummerdrinkRichtig los ging es heute bei mir – wie geplant – gegen 13 Uhr im Bistro. Bei einem sommerlichen Drink aus Maracuja, Apfel und Mango, einem zwischenzeitlich weniger sommerreifen Regenschauer und weniger ladylikem Hühnchenburger tauchte ich in die ersten Seiten von Joey Goebels „Freaks“ ein. Zugegeben, an dieses Buch ging ich sehr skeptisch heran: Eine Geschichte über eine Band bestehend aus einem achtjährigen, rotzfrechen Mädchen, einer selbsternannten Satanistin im Rollstuhl, einem ehemaligen irakischen Soldaten, einer 80-Jährigen, die auf die Sex Pistols steht und einem Afroamerikaner mit gewöhnungsbedürftigem Kleidungsstil und einem sprachlichen Ausdruck, der zwischen Behördenphrasen und philosophischer Lyrik changiert? Ganz ehrlich, das klang für mich derart schräg, dass ich gewaltigen Trash dahinter vermutete. Doch die ersten 40 Seiten haben mich positiv überrascht. Ein literarisches Meisterwerk ist „Freaks“ zwar für mich nicht, doch liefert Joey Goebel ein wunderbar pointiertes Gesellschaftsbild ab und wie er sprachlich je nach Charakter (die Kapitel werden von den Protagonisten und – das ist ungewöhnlich – auch den Statisten in der ersten Person geschildert) zwischen derben Kraftausdrücken und fast schon poetischen Sätzen wechselt, hat mich ein wenig beeindruckt. An dieser Stelle auch ein großes Lob an Übersetzer Hans M. Herzog, der dieses rhetorische Spiel so wunderbar ins Deutsche übertragen hat!
Ich bin gespannt, wie sich die weiteren rund 150 Seiten noch erweisen werden.

Mid-Year-Readathon_Maddie FreemanAls ich gegen 15 Uhr in den heimischen vier Wänden eintraf, wechselte ich erst einmal zu Katie Kacvinskys „Die Rebellion der Maddie Freeman“, welches ich vor wenigen Tagen begann und endlich beenden wollte. Das habe ich zwei Stunden später auch geschafft. Wirklich überzeugt hat mich das Buch allerdings nicht: Wie bei vielen Jugendbüchern mit gesellschaftlich spannenden Themen diente auch hier das brisante Thema (in dem Fall: eine Zukunft, in der sich das ganze Leben nur noch über digitale Kanäle abspielt) eher als Kulisse für eine Teenie-Romanze und Coming-of-Age-Story. Schade. Als Medienpädagogin hätte ich mir von einem Jugendbuch mit DIESEM Thema deutlich mehr Denkansätze und Tiefgang gewünscht, gerade weil das Thema Online/Digitale Welten so nahe an der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen ist. Fazit: eine „nette“ Geschichte, aber mehr leider auch nicht.

22.00 Uhr

Viel gelesen habe ich nach 19 Uhr leider nicht mehr. Nachdem ich vorhin den Blogbeitrag fertig hatte, machte ich noch ein paar Ausflüge durch die Social Media-Kanäle und telefonierte mit dem Liebsten. Gelesen wurde dadurch nur in relativ kurzen Phasen, sodass ich am Abend noch sagenhafte 25 Seiten aus „Freaks“ umblättern konnte. Die waren dafür aber umso lesenswerter und die 80-jährige Opal ist mit ihrem Sarkasmus, Zynismus und ihrer Schlagfertigkeit ein wirkliches Unikat, das ich überaus sympathisch finde.

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Nachdem nun auch die letzten Sonnenstrahlen jenseits des Horizonts verschwunden sind, muss ich meinen gemütlichen Platz auf dem Balkon räumen und begebe mich mit Stephen King und David Nathan auf meinen allabendlichen Mitternachtsspaziergang über den „Friedhof der Kuscheltiere“.

Euch allen eine noch wunderbare (Lese-)Nacht!

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