Vollstrecker der KöniginFantasy und Krimi – ein Genremix, den man sicher nicht allzu oft findet. Dass diese Kombination aus fantastischen Elementen und Kriminalgeschichte aber sehr gut funktioniert, zeigt Angelika Diem mit „Vollstrecker der Königin – Der Baeldin-Mord“. Hierin begleitet der Leser die Vollstreckerin Caitlynn bei ihrem ersten Fall. Trotz all ihrer Unerfahrenheit wird sie beauftragt, den Mord an einer Zofe auf Schloss Baeldin zu lösen. Dort angekommen ist nicht jeder erfreut über die junge Ermittlerin, was die Suche nach dem Schuldigen nicht gerade leichter macht – insbesondere nachdem sich herausstellt, dass hier nicht eine einfache Zofe ermordet wurde, sondern die Ereignisse weit über die Schlossmauern hinaus von Bedeutung sind. Angelika Diem gelingt es dabei, durchweg Spannung zu bieten und nicht zu viel über potenzielle Schuldige zu verraten. So tappt man bis zur Auflösung durch Caitlynn im Dunkeln, was den Leser an die Geschichte gebannt hält. Ich persönlich lese klassische Krimis eigentlich recht ungern, da ich spätestens nach den ersten 50 Seiten weiß, worauf die Geschichte hinaus läuft und wer der Täter ist. In „Vollstrecker der Königin – Der Baeldin-Mord“ hingegen hatte ich gefühlt aller zehn Minuten jemand anderes im Verdacht – und lag jedesmal falsch. Damit ist Angelika Diem etwas gelungen, woran etliche Bestseller-Krimi-Autoren bislang scheiterten. Daneben weist „Vollstrecker der Königin – Der Baeldin-Mord“ ein sehr angenehmes Erzähltempo, einen flüssigen Schreibstil und ein sehr gutes Setting auf. Atmosphärisch dicht entstehen auch ohne zu detaillierte Beschreibungen sehr genaue Bilder im Kopf des Lesers und die stechende Kälte des Schneesturms meint man ebenso spüren zu können wie die Kühle innerhalb der dicken Schlossmauern.

Obwohl der Fantasy-Krimi im Taschenbuchformat nur 117 Seiten kurz ist, treten verhältnismäßig viele Figuren auf – für jede von ihnen hat Autorin Angelika Diem dabei eine eigene Hintergrundgeschichte schaffen können, weshalb die Nebencharaktere ebenso überzeugen können wie Protagonistin Caitlynn, die mit ihrer ruhigen, aufrichtigen und klugen Art sehr sympathisch und authentisch ist. Leider muss man sich jedoch von einer der bestgezeichneten Nebenfiguren bereits im Vorspiel verabschieden.

Neben bekannten Elementen der Magie wie Zaubersprüchen oder Edelsteinen wird in „Vollstrecker der Königin – Der Baeldin-Mord“ die meiste Macht durch die Gedanken ausgeübt: mentale Fähigkeiten, die manipulieren, aber auch heilen können und von Kindheit an trainiert werden. Dadurch entsteht eine Welt, in der viel möglich ist, in der der freie Wille jedoch sehr leicht untergraben werden kann. Nur wer gut ausgebildet ist, kann sich der Charisma-Fähigkeit anderer widersetzen – doch selbst für Caitlynn, die als Vollstreckerin über viel Macht verfügt, ist das nicht immer einfach. Mit jedem weiteren Kapitel möchte man daher mehr über die von Angelika Diem geschaffene Welt erfahren, die trotz des geringen Seitenumfangs sehr ausgefeilt ist, aber gleichzeitig genug Raum und Potenzial für eine Fortsetzung bietet. Insbesondere das überraschende Geheimnis im Nachspiel und das recht offene Ende wecken die Hoffnung auf einen zweiten Teil.

Fazit:

Auf nur 117 Printseiten ist es Angelika Diem gelungen, eine in sich schlüssige und gut gestaltete magische Welt zu schaffen sowie Elemente aus Fantasy und Krimi gekonnt miteinander zu verweben. Müsste man einen Kritikpunkt benennen, so wäre lediglich die Kürze der Geschichte zu bemängeln. Daher ist zu hoffen, dass Angelika Diem ihre Leser bald zu einer neuen Reise in Caitlynns Welt einlädt.

Ich danke Angelika Diem und dem Machandel Verlag vielmals für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!