Schauspieler Joseph Gordon-Levitt („Inception“, „The Dark Knight Rises“, „Lincoln“, „10 Dinge, die ich an dir hasse“) startete 2005 zusammen mit seinem Bruder Dan die Online-Plattform „hitRECord“ – eine kollaborative Produktionsfirma, bei der es vorwiegend um eines geht: gemeinsam kreativ sein und das über sämtliche Ländergrenzen hinweg. Bislang entstanden auf diese Weise Kurzfilme, Musikalben und Bücher. Eines dieser Projekte sind die „Tiny Stories“, die auf einer Idee des Mitglieds „wirrow“ beruhen und unter dem Motto „The universe is not made of atoms; it´s made of tiny stories“ stehen. 2010 hatten Nutzer erstmals die Möglichkeit, außergewöhnlich kurze Geschichten einzureichen. Zu diesen konnte jedes Mitglied des Netzwerks eine Illustration beisteuern. Alternativ konnte man die Reihenfolge natürlich auch umdrehen und Geschichten zu hochgeladenen Bildern entwickeln. Insgesamt kamen 8.569 Beiträge zusammen. Eine Auswahl hiervon wurde zunächst 2010 im Selbstverlag veröffentlicht. 2011 erschien „The Tiny Book of Tiny Stories Vol. 1“ auch bei „It Books“, einem Imprint von „HarperCollins“. Im November des gleichen Jahres wurde es auf Amazon.com zum besten Buch des Monats gewählt. Wo es einen ersten Band gibt, muss natürlich auch eine Fortsetzung existieren und so erschien im Herbst 2012 das 44 Seiten dickere „The Tiny Book of Tiny Stories Vol. 2“.

„Tiny“ ist übrigens nicht nur titelgebende Eigenschaft der Geschichten, sondern auch des Buchformats:  Die Bücher sind etwa so groß wie eine Hand (zumindest auf meine passen sie exakt ;) ). Cover und die allgemeinen Standardseiten eines Buches (Titelseiten etc.) sind zudem mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Die einzelnen Urheber der Texte und Bilder werden in den Anhängen für jede Seite einzeln genannt. Auch Joseph Gordon-Levitt selbst ist (unter dem Nickname „RegularJOE“) mit winzigen Geschichten vertreten, wenn auch nur im ersten Band – im zweiten hat er lediglich die Einführung beigesteuert und ansonsten Platz für all die anderen Kreativen gelassen.

Die Geschichten beider Bände sind mal tiefsinnig, mal simpel oder auch absurd und die Illustrationen mal über Computerprogramme erstellt, mal klassisch mit Stift oder Pinsel und Farbe. Manche Bilder zeugen von viel Talent, andere sehen aus wie Kritzeleien, wie sie entstehen, wenn man während eines Telefonats oder einer öden Vorlesung gedankenverloren auf dem Notizblock herummalt.

Durch die Kürze der Geschichten sind die Bücher in jeweils rund 30 Minuten durchgelesen. Nicht jede Geschichte birgt dabei das Potenzial zur preisgekrönten Weltliteratur. Dennoch sind „The Tiny Books of Tiny Stories“ etwas Besonderes: Denn wo sonst gibt es ein derart gemeinschaftlich geschaffenes Buch – ein Buch, zu dem nicht nur jeder einen Text oder ein Bild beisteuert, sondern bei dem gemeinsam an den Werken weitergearbeitet wird?! Hinter dem „Tiny Stories“-Projekt steckt eine wunderbare, einzigartige Idee. Zudem ist es eine gänzlich andere Form von Lektüre als jene, die auf dem gängigen Buchmarkt zu finden ist.

Band 3 der „Tiny Books of Tiny Stories“ ist für diesen Herbst angekündigt – Texte und Bilder hierfür können aktuell eingereicht werden. Einen Einblick in die bisherigen Werke hierfür findet ihr unter www.hitrecord.org/records/843281.