Der erste Montag im Monat ist Cinebook-Tag im Erfurter Kino. Daher stellte unsere Lieblingsbuchhandlung gestern in Buch- und Filmformat Jonathan Safran Foers Bestseller „Extrem laut und unglaublich nah“ vor. Das Buch liegt zwar noch mehr oder weniger ungelesen im Regal (lediglich Lars hat schon ein paar Seiten genossen), doch Trailer und Besetzung luden uns so liebevoll ein, dass man ein solches Angebot nicht ablehnen konnte. Das dachten sich nicht nur Lars und ich, sondern auch noch etliche andere – der Kinosaal war jedenfalls ordentlich gefüllt. Dicht an dich saß man beieinander, die verdrückten Tränchen der Frauen gegen Ende des Films gut vernehmend.

Wie aufgrund der tollen Besetzung zu erwarten war, ist der Film großartig. Mit vergleichsweise wenigen Dialogen, zurückhaltender Hintergrundmusik und dem Einsatz langer, ruhiger Bilder ist „Extrem laut und unglaublich nah“ sehr wirkungsvoll, berührend und hebt sich vor allem gut von der Machart gängiger Kinofilme ab. Jeder Charakter ist speziell, allen voran natürlich Protagonist Oskar, der von Thomas Horn vielschichtig und sehr glaubhaft gespielt wird. Trotz der verletzenden Worte gegenüber seiner Mutter muss man diesen besonderen Jungen einfach mögen.

Natürlich überzeugen auch alle anderen Darsteller, selbst jene, die eigentlich nur wenige Auftritte haben. Es sind solche Dinge, die einen guten Film ausmachen! Doch was will man auch erwarten bei dieser Cast: Viola Davis, Sandra Bullock, John Goodman, Max von Sydow und natürlich allen voran Tom Hanks. Mit seiner gewohnten Mischung aus Tiefsinnigkeit, Ernsthaftigkeit, Charme und Humor überzeugt er auch hier wieder und man möchte seine Figur (Oskars Vater) am liebsten vor seinem Schicksal bewahren. Später reicht die vertraute Stimme auf dem Anrufbeantworter aus, um zu fühlen, was Oskar in diesem Moment fühlt.

Zu den tollen schauspielerischen Leistungen und der idealen Bild-Ton-Komposition kommt noch das gute Feingefühl von Drehbuchautoren, Regisseur und Cuttern hinzu – keine Längen, aber auch nie so viel Tempo, dass man nicht mehr mitkommt. Alles passt – so wie es sich für einen Film mit diesem Thema gehört. Ein großes Plus gebe ich dem Film auch für das kaum verwendete Originalmaterial von 9/11. Jeder von uns kennt diese Bilder wohl auswendig und im Film wurde zum Glück nicht der Fehler begannen, dieses Ereignis nachzuerzählen und alles erneut zu zeigen. Lars und ich haben lediglich zwei kurze Stellen im Film feststellen können, bei denen Szenen dieses Tages zu sehen waren. Diese Szenen, die Dialoge und die Atmosphäre des Films reichen vollkommen, um uns allen jenen Tag wieder ins Gedächtnis zu rufen und entsprechend sensibel für die im Film erzählte Geschichte zu werden.

Fazit: Ich hätte nicht gedacht, dass es je einen Film geben könnte, der das 9/11-Thema so einfühlsam erzählen und auf Action oder extremes Drama verzichten könnte. Wer die Verfilmung von Jonathan Safran Foers „Extrem laut und unglaublich nah“ noch nicht kennt, sollte dies also auf jeden Fall schnellstmöglich nachholen.