Mumins 1Tove Janssons nilpferdähnliche Trolle, die Mumins, sind den meisten aus der Kindheit bekannt. Ob als Puppen- oder Zeichentrickserie oder in Romanform. Neben den klassischen Bänden zeichnete die finnlandschwedische Autorin in den 50er Jahren Geschichten der Fantasiewesen auch für die englische „Evening News“: Täglich war ein Streifen aus drei Einzelbildern in der Zeitung zu sehen. Der wesentliche Unterschied zu den Mumin-Büchern bestand darin, dass sich die Comics nicht mehr an Kinder richteten, sondern an Erwachsene. Und das merkt man ihnen auch an! Waren die Geschichten für Kinder voller kindlicher Unschuld, Unbeschwertheit und Lausbubenabenteuer, werden in den Comics Charaktereigenschaften, Handlungen und Themen zum Ausdruck gebracht, die Kinder entweder noch nicht verstehen würden oder die keinen direkten Bezug zu ihrer Lebenswirklichkeit aufweisen. Sei es nun Mumins Eifersucht, Snorkfräuleins Fremdflirterei oder die Tatsache, dass Mumins Eltern sich einfach so aus dem Staub machen und ihren Sohn – den sie im Übrigen nach jahrelanger Trennung gerade erst wiedergefunden haben – allein und in Unwissenheit zurücklassen. In den Geschichten drehen sich um das schnelle Geld, das Verlangen nach mehr und der fehlenden Wertschätzung dessen, was man hat, um Armut und Reichtum – in geistiger wie finanzieller Hinsicht – und natürlich um die Liebe. Kurz: Es geht um so ziemlich alle Sehnsüchte, die einen im Laufe des Lebens ereilen. Daneben liefert Tove Jansson in ihren Comics etliche Seitenhiebe auf gesellschaftliche Zwänge, soziale Schichten und Klischees. Wer, wie ich, die Mumins nur in entsprechenden Kinderversionen – egal, ob in TV oder gedruckter Form – kennenlernte, für den sind diese Geschichten etwas Neues. Denn neben interpretatorischen und diskussionsanregenden Inhalten erfahren die Leser durch die Comics auch, wie Mumin seine Eltern fand oder das Snorkfräulein, die schöne Mümmla und  Schnupferich kennenlernte. Ob man nun mehr über diese Hintergründe erfahren, neue Abenteuer mit den Mumins erleben oder die vertrauten Figuren einmal in einem anderen Licht sehen möchte: Die gesammelten Comic-Strips der „Evening News“, die dank des Berlin Verlags „Reprodukt“ erstmals als fünfteilige, deutsche Gesamtausgabe erhältlich sind, halten für Mumin-Liebhaber vieles bereit, dass es zu erfahren gilt. Doch natürlich sind die Comics auch für jene etwas, denen die kleinen Trolle bislang fremd waren, da die Comic-Bände für sich allein stehen und von Handlungen aus den Kinderbüchern unabhängig sind.

Fazit:

Wer dachte, Tove Janssons „Mumins“ seien nur etwas für Kinder, wird mit den schwarz-weißen Comic-Strips eines Besseren belehrt. Die kleinen Fantasiewesen präsentieren sich hier neu: mit Themen, die vor allem Erwachsenen geläufig sind, Anspielungen und mit Augenzwinkern zu betrachtende Handlungen und Aussagen, die Kinder so nicht erfassen bzw. interpretieren können. Mumin-Fans werden ihre Kindheitshelden vielleicht nicht gleich wieder erkennen, doch halten die Comics viele neue Aspekte bereit, deren Entdeckung sich lohnt.